Skulpturen
 
Titel Lothar und die vier Jahreszeiten
Gemeinde Rothenfluh
Platz Nr. 35
Sektor 5
Material Wurzelstöcke


Vom Wurzelnputzen in Rothenfluh
Von Matthias Frey

Bis vor einem Jahr war mir die Gemeinde Rothenfluh nur vom Namen her bekannt. Wahrscheinlich bin ich schon das eine oder andere Mal durch das Dorf gefahren, aber ich hatte kein Bild davon, als die Werklehrerin der dortigen Schule mich anrief und fragte, ob ich bereit wäre, beim  Planen und Realisieren einer Skulptur für den Skulpturenweg beratend beizustehen. Ich sei doch auf der Künstlerliste und wisse, wie man mit Gips und anderen Materialien umginge. Eine Idee hätten sie bereits, und würden mit mir gerne über die Realisierung reden.

Wir trafen uns letzten August an einem Samstagmorgen in meinem Atelier in Riehen.
Ihre mitgebrachte Idee bestand darin, einen Baum aus Gips zu bauen, und ihn zu bemalen. Ich hatte etwas bedenken bezüglich der Verarbeitung von Gips mit Primarschülern, und fand auch das Material nicht  aussenraumtauglich.
 
Das  Thema Baum blieb im Raum. Wir sprachen über den stürmenden Lothar und die vielen entwurzelten Bäume, im Wald von Rothenfluh. Gedanklich stellten wir das Wurzelwerk auf den Kopf und stellten fest, dass noch immer ein eindrücklich, "bäumiges " Gebilde blieb. Könnte man nicht dieser Geste huldigen und durch künstlerisches Handanlegen das sonst unsichtbare, filigrane Gewebe der Wurzeln hervorheben und betonen?

Die beiden Lehrkräfte, wollten sich beim Förster der Gemeinde erkundigen, ob solche Bäume zu haben seien und unsere Idee wollte erst einmal mit den Schülern besprochen sein.

Im frühen Frühjahr gingen die Primarschüler der Gemeinde Rothenfluh mit ihren beiden Lehrkräfte mehrere Male in den Wald und befreiten Wurzeln von Waldbodenerde. Der Förster transportierte vier solcher Wurzelgiganten auf den Werkhof, wobei sein Baggertraktor an seine Leistungsgrenzen kam. Die Kinder hatten viele Vorstellungen was sie mit den Wurzeln alles machen könnten. Dabei kristallisierte sich die Idee der vier Jahreszeiten heraus. Dies sollte mit farbigen Eingriffen geschehen. Sie wussten auch gleich welche Farbtöne für welche Jahreszeit in Frage kommt: Rot für den Herbst, Blau für den Winter, Grün für den Frühling und Gelb für den Sommer. Mit buntem Garn und Metallfäden umwickelten sie das Wurzelwerk mit viel Fantasie, Fleiss und Ausdauer, so wie es die Nornen, die Schicksalsgöttinen aus der nordisch-germanischen Mythologie an den Wurzeln der Weltenesche Yggdrasil, taten.

Ich war begeistert von den Schülerinnen und Schülern, und den beiden Pädagogen, die sich mit grossem Engagement und liebevoller Autorität für die Sache einsetzten .

Auf einem Lastwagen und einem Anhänger wurden die Gebilde nach Bubendorf an den vorgesehenen Ort transportiert. Der Förster und zwei Zimmermänner installierten in Präzisionsarbeit mit Bagger und Kettensäge die bunten Wurzelskulpturen. Die Schulkinder kamen noch einmal von Rothenfluh angereist, und haben die kleinen Transportwunden mit farbigem Garn verbunden.